Abgeschlossene Projekte

Dokumentarfilm: Auf den Spuren von Martha Muchow. Günter Mey und Günter Wallbrecht

Die Stiftung hat sich die Würdigung und Weiterentwicklung des Lebenswerkes von Martha Muchow zur Aufgabe gemacht. Deshalb hat die Stiftung einen Film mitfinanziert, der dem Leben und dem Lebenswerk von Martha Muchow nachgeht.

Am 17. Oktober 2014 wurde dieser Dokumentarfilm „Auf den Spuren von Martha Muchow“ von Günter Mey und Günter Wallbrecht im Hamburger Kino Abaton erstmals öffentlich vorgeführt.
Der Film zeichnet den Forschungsansatz von Martha Muchow nach, die in den 1920/30er Jahren am Hamburger Psychologischen Institut gearbeitet und Kinder im Arbeiterbezirk Barmbek an verschiedenen Orten beobachtet hat. Die Veröffentlichung der Ergebnisse zu „Der Lebensraum des Großstadtkindes“ hat Martha Muchow nicht mehr erlebt, da sie 1933 angesichts der Repressalien durch das Nazi-Regime Suizid beging.

Anhand von Interviews mit Expertinnen und Experten wird nicht nur die Forschungsarbeit, die heute als „Klassiker der Kindheitswissenschaften“ gilt, gewürdigt, sondern auch der Blick auf die Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gerichtet, die das damalige Psychologische Institut „zerschlugen“. Gerahmt werden die Gespräche durch Filmaufnahmen in Hamburg-Barmbek und inszenierten Szenen der damaligen Studie.

Der Film ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschule Magdeburg-Stendal, dem Institut für Qualitative Forschung/Internationale Akademie Berlin und ww-media Hamburg. Gefördert wurde der Film von der Marha Muchow-Stiftung, der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, dem Kompetenzzentrum Frühe Bildung der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Sparda-Bank Hamburg.

Die DVD (46 min., engl. Untertiteln, Bonusmaterial) ist beim Papst Verlag (Lenkerich) zum Preis von 20,00 Euro erhältlich (ISBN 978-3-95853-157-4).

Film „Auf den Spuren von Martha Muchow“ – Institut für Qualitative Forschung

Children in Crisis III: Family Reunification after the Holocaust, War and Genocide. Internationaler Workshop an der Fachhochschule Potsdam am 21. Januar 2019. Organisation: Dr. Verena Buser & Dr. Boaz Cohen

Trotz unterschiedlicher politischer, kultureller und sozialer Rahmenbedingungen gibt es zwischen den kriegstraumatisierten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen damals und heute Parallelen: Verlust ihrer und Trennung von ihren Familien, eine zwangsweise, frühe Unabhängigkeit, Misstrauen gegenüber Erwachsenen, eine große Abhängigkeit von der Hilfsbereitschaft von Fremden, das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Der Workshop konnte zeigen, dass Fragestellungen im Kontext der Rehabilitation und Versorgung der Kinder von heute und damals auf einer psychosozialen Ebene universell.

Während und nach Flucht und Krieg gilt die erste Sorge der Kinder und Jugendlichen ihren Angehörigen. “Wo ist meine Familie? Wie geht es meiner Familie und meinen Freunden?”, “Wie kann ich wieder mit meinen Angehörigen zusammenleben?“, dies sind die Gedanken, die den Alltag der Minderjährigen, aber auch der Erwachsenen, bestimmen. Familie und Freunde sind in vielen Fällen eine Verbindung zu einer verlorenen Welt. Die physische Anwesenheit von Bezugspersonen trägt entscheidend dazu bei, sich in der neuen Heimat nicht alleine zu fühlen und sich besser in die Aufnahmegesellschaften zu integrieren.

Zu den grundlegenden Erkenntnissen gehört, dass Traumata aufgrund von Krieg und Flucht für junge Flüchtlinge zwar durchaus relevant sind, sozialer Stress aber insbesondere durch ihre gegenwärtige Lebenssituation bestimmt ist: es besteht ein großer Druck, die Anerkennung als Flüchtling im Rahmen der Genfer Konvention zu erhalten, ihr Leben findet nun in einer stationären Einrichtung statt, sie müssen sich um Schule und Ausbildung kümmern, dies alles vor dem Hintergrund der ungewissen Situation ihrer Familien in den Herkunftsländern.

Ihre Unterkünfte sind Dreh- und Angelpunkt ihres Lebensalltags, Mitbewohner und Freunde können ihnen eine emotionale Unterstützung geben, und die Sozialarbeiter wichtigsten Erwachsenen in ihrem Leben sein. Die meisten von ihnen streben eine Zukunft in Deutschland an und äußern den Wunsch nach einem „normalen“ Leben. Sorgen um das Wohlergehen ihrer Familien in den Heimatländern prägen oft ihren Alltag. Junge Geflüchtete sind zumeist über soziale Medien eng mit der Familie verbunden. Sie haben den starken Wunsch, ihre Familien nach Deutschland zu bringen.

Die Suche nach Angehörigen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestimmte die erste Unternehmung der jüdischen (und nicht-jüdischen) Überlebenden. Auch Geflüchtete und Überlebende heute finden sich in dieser Situation wieder. Die Gründe dafür sind verständlich – Angehörige sind quasi Halt gebende „Inseln im Chaos“ und können als „Ankerpunkte“ für weitere rehabilitative Maßnahmen dienen. Eine Verbindung zur Familie kann das Gefühl der Isolation und der Einsamkeit der Überlebenden verringern.

Daraus folgt:
Erwachsenen müssen stabile und zuverlässige Ansprechpartner sein.
Eine Einbindung in angemessene Bildungs- und Berufsperspektiven vor dem Hintergrund der individuellen Ressourcen des jeweiligen Jugendlichen ist wesentlich.
Konsequent systematisches Erlernen der deutschen Sprache unmittelbar nach der Einreise ist entscheidend, unabhängig von den Erfolgsaussichten eines Asylverfahrens.
Begegnungsmöglichkeiten mit deutschen Jugendlichen im Alltag sind wichtig.

Die Martha Muchow-Stiftung hat den Workshop finanziert, weil er der Frage nachging, was sich heute im Umgang mit geflüchteten unbegleiteten Kindern und Jugendlichen, aus einer vielleicht ähnlichen Situation nach dem Ende des 2. Weltkrieges lernen ließe. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Integrationsmaßnahmen, Methoden und Ansätze entwickelt, um verfolgte und traumatisierende Minderjährige in die jeweilige Aufnahmegesellschaft zu integrieren. Deutlich wird, dass Kinder in besonderer Weise vulnerabel sind und einen doppelten Opferstatus haben: als Verfolgte (Juden, durch Krieg und Vertreibung) und als Kind.

https://www.fh-potsdam.de/forschen/projekte/projekt-detailansicht/project-action/children-in-crisis-family-reunification-after-the-holocaust-war-and-genocide/

 

Umgangsweisen mit Natur(en) in der Frühen Bildung. Marcus Rauterberg und Svantje Schumann

schneckeSeit gut 10 Jahren lässt sich im elementarpädagogischen Bereich ein Transformationsprozess beobachten.
Politisch propagiertes und in Bildungsplänen konkretisiertes Ziel dieses Prozesses ist der Kompetenzerwerb von Kindern im Vorschulalter. Die Fachkräfte werden mit dem Anspruch konfrontiert, mit Kindern umfassende Bildungsarbeit leisten zu sollen. Die Kompetenzen sind, nicht zuletzt wegen der Forderung einer Anschlussfähigkeit, sowohl in Hinblick auf Inhalts- als auch Handlungsaspekte in der Regel schulfachnah formuliert.

Ein prominenter Kompetenzbereich ist die Bildung im Bereich von Natur und/oder Naturwissenschaft. Zahlreiche Konzeptionen, u.a. das sog. „naturwissenschaftliche Experimentieren” oder der „selbstbildende kindliche Umgang mit Natur” wurden entwickelt.

Die Beiträge des Bandes „Umgangsweisen mit Natur(en)” analysieren und reflektieren ausgehend von einer ExpertInnentagung im April 2013 elementar- und schuldidaktische Konzeptionen im Bereich der naturerfahrungsbasierten und der naturwissenschaftlichen Bildung. Im Ergebnis kann dieser Bildungsbereich aus u.a. erziehungswissenschaftlicher und didaktischer Perspektive kaum als zufriedenstellend bestellt angesehen werden – wie die einzelnen Beiträge für den von ihnen jeweils untersuchten Aspekt zeigen. Damit stellt sich auch die Frage an Bildungspolitik, auf welcher argumentativen Basis die Aufnahme bestimmter Konzeptionen in die Bildungs- und Orientierungspläne erfolgt. Die wissenschaftliche Debatte unter Beteiligung von ExpertInnen aus dem Elementar- und Primarbereich, der Didaktik und Erziehungswissenschaft wird auf der Folgetagung 2014 fortgesetzt.

www.widerstreit-sachunterricht.de, Berlin 2013: www.widerstreit-sachunterricht.de/ (Beiheft 9)

Die Martha Muchow-Stiftung hat die Tagung und die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse unterstützt, weil sie einen Beitrag zu einer besseren theoretischen Fundierung des Sachlernens im Kindergarten leistet.

 

: … bis nach Istanbul. Eine Dokumentation von Planung und Ergebnissen einer Forschungsexkursion von Studierenden der Frühkindlichen Bildung und Erziehung. Renate E. Horak, Marcus Rauterberg und Elena Schmid

IMG_0777cw2Der Band dokumentiert eine Exkursion von Studierenden der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg nach Istanbul im Mai 2013. Unter dem Rahmenthema „Istanbul – ein Ort für Kinder? – Orte von Kindern in Istanbul“.
Die Exkursion wurde – im Rahmen zweier Seminare – als Erkundung durchgeführt. Der Bericht über die Exkursion bearbeitet zwei Fragen. Zum einen enthält er Berichte zum Leben von Kindern in Istanbul und zu Istanbul als Lebensraum für Kindern. Da die diesen Berichten zugrundeliegenden Daten mittels teilnehmender Beobachtung gewonnen wurden, enthält der Band auch Hinweise und Reflexionen über die Rolle von Beobachterinnen und Beobachtern in Istanbul. Eingeleitet werden diese beiden Teile durch eine Darstellung der Seminarentwicklung und des Arbeitsprozesses vor dem Aufenthalt in Istanbul, während des Aufenthaltes und danach.

www.widerstreit-sachunterricht.de, Berlin 2013: www.widerstreit-sachunterricht.de (dokumentation1)

Die Martha Muchow-Stiftung hat die Veröffentlichung der Dokumentation aus mehreren Gründen unterstützt. Es ist einmal Beitrag zu einer sozialökologischen Forschung von Kind und Raum. Und es ist zweitens ein Dokument über die Möglichkeit eines forschenden Lernens von Studierenden, in dem Forschungsergebnisse verbunden werden mit der Reflexion der eigenen Wahrnehmungen und Interpretationen. Die veröffentlichte Dokumentation kann und soll nicht nur zu ähnlichen Exkursionen anregen; sie gibt auch eine Reihe praktischer und theoretischer Hilfen für die Vorbereitung, Durchführung und Reflexion dieser Art studentischer Forschung.

 

Martha Muchow-Ausstellung der Universität Hamburg
Am 25. September 2012 jährte sich der Geburtstag von Martha Muchow zum 120. Mal

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© UHH, RRZ/MCC, Arvid Mentz

Die Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg nahm diesen Tag zum Anlass, um in der nach Martha Muchow benannten Fakultätsbibliothek eine Ausstellung über ihr Leben, Werk und Wirken zu eröffnen. Dies ist ein Teil des Versuches, ihre Arbeit, ihre methodische Herangehensweise und ihre Bedeutung für die Geschichte der Erziehungswissenschaften und der Psychologie, präsent zu halten und einzuordnen. Dazu gehört die Büste einer mutigen jungen Frau, deren berufliches und privates Umfeld durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten zerstört wurde. Dazu gehört ein Graffiti-Portrait des Künstlers Philipp Kabbe an einer Betonwand mit Zitaten aus dem Buch „Der Lebensraum des Großstadtkindes”.

Dazu gehört aber auch die Veröffentlichung bislang schwer zugänglicher Texte auf der Homepage der Fakultätsbibliothek der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg. Außer ihrer Dissertation “Zur Psychologie des Erziehers” sind dort 16 Aufsätze nachlesbar: http://www.ew.uni-hamburg.de/de/mmb/ueberuns/muchow.html dort unter „Originaltexte”

Nähere Informationen finden sich in der zeitgleich mit der Eröffnung der Ausstellung erschienenen Publikation von Hannelore Faulstich-Wieland/Peter Faulstich: Lebenswege und Lernräume. Martha Muchow: Leben, Werk und Weiterwirken, Verlag Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2012

Die Martha Muchow-Stiftung hat diese Ausstellung durch die Finanzierung für die Erstellung eines Ausstellungskonzeptes durch Cynthia Krell & Melanie Pieper und für die Anfertigung einer Büste Martha Muchows durch die Künstlerin Karin Bohrmann-Roth unterstützt.